Bring me to the “Metaversum” and back

Erst letzte Woche las ich wieder in zahlreichen Online-Artikeln darüber, dass Investoren sage und schreibe 4,3 Millionen Dollar für ein Grundstück im sog. Metaverse bezahlt haben. Wer jetzt glaubt, dass das Metaversum irgendeine neue Szene-Ecke in den Vereinigten Staaten von Amerika ist, in der man unbedingt ein Grundstück besitzen muss, der irrt. Es ist auch kein Fleckchen Erde auf irgendeinem fernen Planeten oder Mond, den wir ggf. irgendwann einmal besiedeln werden. Nein, hier wurden die Dollars für ein Stück Land ausgegeben, was nicht wirklich existiert sondern nur in der virtuellen Welt eine Existenz besitzt.

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Doch von Anfang an. Wie Heinz Rühmann im Film “Die Feuerzangenbowle” zu sagen pflegte: “Da stelle ma uns mal janz dumm” und fragen uns: Was ist denn dieses Metaversum überhaupt? Der allgemeinen Definition folgernd ist das Metaversum ein kollektiver virtueller Raum, der durch die Konvergenz von virtuell erweiterter physischer Realität und physisch persistentem virtuellen Raum entsteht – einschließlich der Summe aller virtuellen Welten, der erweiterten Realität und des Internets. So sagt es zumindest die freie Enzyklopädie Wikipedia. Einfach gesprochen bedeutet diese komplexe Definition also: Ein Universum voller virtueller Welten, die zusätzlich mit der realen Welt verknüpft sind in der wir dann über Avatare miteinander agieren.

Bisher bekannte Metaversen

Erste Berührungspunkte mit einer Vorform des Metaversum hatten viele ggf. Anfang der 2000er. Dort brachte ein findiger Programmierer namens Philip Rosedale nämlich das Spiel “Second Life” an den Start. Bei Second Life interagierten physisch reale Nutzer über virtuelle, selbst gestaltete Avatare in einer, von diesen Benutzern selbst gestalteten Welt, miteinander. Also der Definition nach, eben ein Metaversum.

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Weitere bekannte Metaversen sind vor allem der Gaming-Generation bekannt. “World of Warcraft” oder “Everquest” waren in diesem Zusammenhang einer der ersten Vertreter dieser Art. In der aktuellen Zeit haben vor allem junge Gamerinnen und Gamer Kontakt zum Metaversum über das Spiel “Fortnite”. Jedes dieser Games bietet seine eigene Version einer immersiven Welt. Was bisher aber allen diesen Vertretern fehlt, ist das Feature, dass alle unsere Sinne vollständig übernommen werden können.

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Neue Technik, neue Möglichkeiten

Das ändert sich aber nun fortlaufend. Die Bildschirme werden immer hochauflösender, es gibt zahlreiche Virtual- bzw. Mixed Reality Brillen, wie z.B. die HoloLens 2 von Microsoft und auch in Sachen Sound sind wir mit Surround- und Spatialsound in der Lage, immer intensivere Spielerlebnisse hervorzubringen. Kameras sind in der Lage, 3D-Tracking zu vollziehen und einzelne Mikrofone weichen ganzen Mikrofonarrays, die den Klang mit besserer Tiefe und Positionierung erfassen. Bei der HoloLens 2 von Microsoft verschwimmen die Grenzen zw. virtueller und der echten Realität, in dem virtuelle Objekte über den Eindruck der realen Welt gelegt werden. Und last but not least: Es gibt auch erhebliche Fortschritte bei der Integration des Tastsinns in Form von Multi-Touch-Bildschirmen, haptischen Verfahren, Steuerungshandschuhen und anderen tragbaren Werkzeugen. Es gibt also in allen Bereichen, so kann man es glaube ich sehr gut zusammenfassen, starke technologische Entwicklungen um das Metaversum so intensiv erlebbar zu machen wie möglich.

Microsofts Metaversum: Hololens & Mesh

Passend zu den oben genannten Entwicklungen kündigte Microsoft im Frühjahr diesen Jahres an, eine eigene Mixed-Reality Plattform an den Start zu bringen. Der Name: Mesh. Das Konzept dahinter: Mit Hologrammen und eigenen, personalisierten Avataren sollen Nutzerinnen und Nutzer die Möglichkeiten erhalten, im gleichen Raum zusammenzuarbeiten, ohne dabei am selben Ort sein zu müssen. Die dahinter stehende Idee: Ein Metaversum.

In dem Microsoft die Mesh Funktionalitäten in Microsoft Teams einbindet, gibt es bereits eine potenzielle Nutzerbasis von ca. 250 Millionen Nutzern pro Monat. Ab 2022 erhält man daher in Teams unter anderem eigene virtuelle Avatare, die man dann in Teams-Besprechungen anstelle seiner selbst entsenden kann.

https://www.youtube.com/watch?reload=9&v=Jd2GK0qDtRg&feature=emb_title
Video: Microsoft.com

Es gibt aber auch noch Ideen, diese Grundidee größer zu machen: Microsoft, das Unternehmen AltspaceVR und der IT Berater Accenture arbeiten aktuell am sog. Accenture Nth Floor. Hier soll es Menschen ermöglicht werden, sich in virtuellen Büros zu treffen, zu interagieren und zusammenzuarbeiten. Also eig. ein gigantischer virtueller Bürokomplex.

Fazit

Die Möglichkeiten und die “Weiten” des Metaversums sind, ebenso wie beim echten Universum, unendlich. Es gibt zahlreiche Einsatzszenarien sowohl in der Gaming-Welt als auch in der beruflichen Welt. Wir stehen noch mit dieser Entwicklung am Anfang, aber sicher ist, dass sie bereits jetzt die Chance hat, zu einer neuen disruptiven Technologie zu werden, die den Arbeitsalltag nachhaltig ändern bzw. beeinflussen könnte.

In einem meiner nächsten Freitagsgedanken werde ich mir mal Gedanken zu möglichen Einsatzszenarien im beruflichen Alltag machen. Seid gespannt!